Neuigkeiten
Wenn man als Ordnungscoach unterwegs ist, arbeitet man in der Regel alleine bei und mit den Kunden. Umso schöner ist es, Kolleginnen und Kollegen (der Anteil der Männer in diesem Job ist wirklich sehr gering, aber es gibt sie!) persönlich zu treffen und sich auszutauschen.
Letzte Woche gab es dazu wieder Gelegenheit: Am 7. und 8. März 2024 fand in London die jährliche Konferenz der Association of Professional Declutterers and Organisers (APDO) unter dem Motto Inspiring a sustainable future statt. In lockerer und wertschätzender Atmosphäre konnten 102 Teilnehmerinnen und die beiden männlichen Teilnehmer zwei Tage lang Vorträgen lauschen, Workshops besuchen, eine Panel Discussion verfolgen, die Produktneuheiten der Aussteller und Sponsoren kennenlernen, ausgiebig Kontakte knüpfen und netzwerken. Die Konferenz war international mit Sprecherinnen aus Kanada, den Niederlanden, den USA und dem Vereinigten Königreich und weiteren Besucherinnen aus Brasilien, Deutschland, Frankreich und Hong Kong besetzt. Die Themen umfassten Social Media Strategies, Digital Productivity Tools und Digital Data Legacy. Aber auch die Frage Wohin mit aussortierten Gegenständen? wurde beantwortet und Interessantes zu Chronical Disorganization und Hoarding Behaviour und Konsumverhalten und Abhängigkeit war zu erfahren. Ich war zum zweiten Mal dabei und es hat wieder richtig Spaß gemacht. Ich habe viele Anregungen bekommen, mich gefreut, bekannte Gesichter wiederzusehen und Menschen persönlich kennenzulernen, die ich bislang nur online getroffen hatte.
Sowieso bin ich beeindruckt davon, wie etabliert, professionell und gut organisiert die „Professionellen Organisierer“ hier sind. APDO feiert in diesem Jahr bereits sein 20-jähriges Bestehen. Neben den Schulungen und Trainings stehen viele Aktionen an: Angefangen mit der Spring Clearing Week vom 18. bis 24. März 2024 über den World Organising Day am 20. Mai 2024 bis zur National Organising Week (NOW) 2024 im Herbst vom 16. bis 23. September 2024. Fortlaufend gibt es die Möglichkeit, sich untereinander zu verbinden: in einer Facebook-Gruppe, einem Buch-Club, einer Special Interest Group (SIG) oder im Community Call. Hier trifft man sich einmal im Monat zu einem einstündigen Austausch auf Zoom, um Neues über geschäfts- und branchenrelevante Themen zu erfahren und die eigenen Erfahrungen weiterzugeben.
Und das alles funktioniert auf ehrenamtlicher Basis. Hut ab! Die britischen POs verstehen ihr Handwerk.
Ausmisten
Das Frühjahr und Ostern stehen von der Tür. Damit du fit bleibst und dein Ausmist-Muskel nicht schlaff wird, gibt es heute wieder eine kleine Fokusübung: alle Hasen, Küken und Konsorten dürfen aus ihren Winterquartieren hervorkommen und im Tageslicht betrachtet werden.
Hast du nur eine kleine Kiste mit Dekoration, ist die Übung schnell gemacht: Du holst die Kiste hervor, nimmst alles heraus, wischst die Kiste einmal durch und dekorierst die Sachen, an denen du Spaß und Freude hast. Alles andere sortierst du entweder direkt in den Müll oder in den Spendenkarton. Idealerweise bringst du die aussortierten Sachen dann auch zeitnah in den Wohltätigkeitsladen deiner Wahl, stellst sie ins Tauschregal oder verschenkst sie. Fertig.
Hast du mehr Zeug, gehst du genauso vor. Es dauert dann einfach etwas länger.
Mach´ dir nicht so viele Gedanken darüber, ob du etwas behalten möchtest oder nicht. Das ist eine kurze Übung für Zwischendurch. Stell´ dir im Zweifelsfall einen Timer auf 15 Minuten. Das Gute ist ja: du wirst die Deko in den nächsten Wochen tagtäglich sehen. Und wenn du im Laufe der Zeit feststellst, dass ein selbst bemaltes Ei doch etwas matt geworden ist oder du einen Osterhasen gar nicht mehr leiden kannst, kannst du dich jederzeit entscheiden, sie gehen zu lassen.
Impuls
Einmal wollte ein Mädchen sein Fahrrad anstreichen. Es hat grüne Farbe dazu genommen. Grün hat dem Mädchen gut gefallen. Aber der große Bruder hat gesagt: „So ein grasgrünes Fahrrad habe ich noch nie gesehen. Du musst es rot anstreichen, dann wird es schön.“ Rot hat auch dem Mädchen gut gefallen. Also hat es rote Farbe geholt und das Fahrrad rot gestrichen. Aber ein anderes Mädchen hat gesagt: „Rote Fahrräder haben doch alle! Warum streichst du es nicht blau an?“ Das Mädchen hat sich das überlegt und dann hat es sein Fahrrad blau gestrichen. Aber der Nachbarsjunge hat gesagt: „Blau? Das ist doch so dunkel. Gelb ist viel lustiger!“ Und das Mädchen hat auch gleich gelb viel lustiger gefunden und gelbe Farbe geholt. Aber eine Frau aus dem Haus hat gesagt: „Das ist ein scheußliches Gelb! Nimm himmelblaue Farbe, das finde ich schön.“ Und das Mädchen hat sein Fahrrad himmelblau gestrichen. Aber da ist der große Bruder wieder gekommen. Er hat gerufen: „Du wolltest es doch rot anstreichen! Himmelblau, das ist eine blöde Farbe. Rot musst du nehmen, Rot!“ Da hat das Mädchen gelacht und wieder den grünen Farbtopf geholt und das Fahrrad grün angestrichen, grasgrün. Und es war ihm ganz egal, was die anderen gesagt haben.
Ursula Wölfel „Achtundzwanzig Lachgeschichten“
Motivation, Tipps und Tricks
Hast du schon mal vom „Frugal February“ gehört? Das ist eine sogenannte „No Spend Month Challenge“, bei der es darum geht, einen Monat lang (in diesem Fall also im Februar) nur die wirklich notwendigen Dinge zu kaufen. Als da wären: Nahrungs- und Lebensmittel, Medikamente, Kosmetikartikel wie Zahnpasta und Shampoo (ein neuer Lidschatten fällt nicht in diese Kategorie!), Windeln fürs Baby oder Dinge, die unerwarteterweise kaputt gegangen sind und wirklich dringend ersetzt werden müssen. ALLES andere wird nicht gekauft! Man kann es sich auf eine Merkliste schreiben, aber es bleibt im Geschäft – egal ob real oder online.
Für viele ist das der erste Schritt, von eventuellen Konsumschulden herunterzukommen, etwas Geld zu sparen oder sich überhaupt einmal Gedanken über das eigene Kaufverhalten zu machen. Aber nicht nur der finanzielle Aspekt ist interessant. Wenn du dich einer solchen Herausforderung stellst, kannst du tiefere Einblicke bekommen, welche Bedürfnisse vorrangig sind und was für dich unverzichtbar ist. Vielleicht wird dir auch klar, dass es dir gar nicht so leicht fällt, nichts zu kaufen. Auch wenn du das vorher nie gedacht hättest. Dann wunderst du dich auch nicht mehr, warum dein zu Hause immer voller wird. Oder sich immer wieder so viele Sachen ansammeln, obwohl du aussortierst und die Dinge rausschaffst.
Hast du Lust, das einmal auszuprobieren? Dann habe ich ein paar Tipps für dich:
- Suche dir einen Mitstreiter, mit dem du dich (am besten täglich) über deine Erlebnisse, Einblicke, Erfolge und die Dinge, die nicht so gut gelaufen sind, austauschen kannst. Das motiviert unheimlich!
- Wenn du niemanden findest, schreibe alles auf, was dich bewegt. Es braucht nur ganz kurz zu sein.
- Überlege dir in Ruhe, welche Sachen für dich notwendig sind und schreibe sie vorher auf eine Liste. Mit dieser „grünen“ Liste lässt es sich leichter einkaufen. Sie ist für die Dauer des Experiments dein Leitfaden. Falls du dann einmal unsicher bist, schau´ nach: Steht es drauf, kannst du ohne Weiteres damit zur Kasse gehen; steht es nicht drauf, kaufst du es momentan nicht.
- Verzichte im Vorfeld auf eine ausgiebige Einkaufstour. Es ist nicht nötig, zu hamstern und Vorräte anzulegen.
- Sei ehrlich. Wenn du schummelst, beschummelst du nur dich selbst. Also: Wenn dir das Haarwaschmittel ausgegangen ist, lass´ das teure Shampoo im Regal stehen, nimm´ das Produkt, das du sonst auch immer benutzt und frage dich, weshalb du dir gerne auf diese Art etwas Gutes tun wolltest. Bist du frustriert? Lief der Tag nicht so glatt? Hat jemand nicht das Verständnis gezeigt, das du erwartet oder dir gewünscht hattest? Geht dir der Dauerregen auf den Geist? Überlege, was dir helfen könnte: Kannst du eine Freundin anrufen? Einen Spaziergang machen? Ein Bad nehmen?
- Frage dich: Habe ich etwas im Haus, das ich stattdessen benutzen könnte? Kann ich mir etwas ausleihen, statt es neu zu kaufen? Kann ich etwas tauschen? Höre dich um. Ob im Familien- oder Bekanntenkreis, in Facebook- oder lokalen Nachbarschaftsgruppen.
- Ein Zeitraum von mindestens 21 Tagen ist empfehlenswert, ein ganzer Monat ist auch überschaubar und die bevorstehende Fastenzeit von 40 Tagen bis Ostern bietet sich jetzt auf jeden Fall an, alte Gewohnheiten zu überdenken und neue auszutesten.
- Falls du danach Gefallen am bewussten Konsumieren gefunden hast, kannst du dir einen Tag in der Woche (z. B. den „Frugalen Freitag“) reservieren, um damit deinen Alltag zu bereichern.
Alltagsgeschichten
The English just don´t like to be rushed, that´s all.
Lonely Planet `England´
Wenn ich in fremden Ländern unterwegs bin, bereitet es mir immer großes Vergnügen, in den örtlichen Supermärkten und Geschäften einkaufen zu gehen. Es gibt so viel zu entdecken und zu beobachten. Man findet hier, abgesehen von den überall auf der Welt erhältlichen Dingen, all die interessanten landestypischen Spezialitäten und Leckereien, die man zu Hause nicht oder nicht so leicht bekommt, und die zu Hause auch einfach nicht so (gut) schmecken.
Vor allem nehme ich Anteil am Alltag der Einheimischen und sehe, wie alles funktioniert. Das ging mir hier in England am Anfang nicht anders. Mittlerweile ist alles bekannt und auch zu meinem Alltag geworden. Und meine Begeisterung fürs Einkaufen hält sich wieder in Grenzen. Zum Glück haben wir einen Biokistenlieferanten gefunden, der uns jede Woche mit frischer und hauptsächlich regionaler Ware versorgt. Infos zu den Produkten, Neuigkeiten von der Farm und zur landwirtschaftlichen Entwicklung im Land gibt es gratis dazu.
Ab und zu müssen wir dennoch in den Supermarkt. Eine Sache ist mir hier direkt aufgefallen: die Leute bringen ihre eigenen Einkaufstaschen mit. Und zwar nicht so kleine Stoffbeutel oder Körbe. Sondern die größeren, rechteckigen mit den breiten Henkeln. Das tun sie landesweit und egal in welchem Supermarkt. Überall sind es diese großen Taschen. Man hat sie dabei, legt sie in Einkaufswagen, so dass man sie leicht zur Hand hat und startet seinen Einkauf.
Ist man an der Kasse angelangt und hat alles aufs Band gelegt, faltet man die Taschen auseinander und stellt sie nebeneinander in den Einkaufswagen. Dann wird die Ware direkt vom Band in die Taschen verstaut. Das kann schon mal ein paar Sekunden länger dauern, als wenn man alles einfach so in den Einkaufswagen schaufelt. Doch die Kassierer nehmen sich die Zeit. Sie warten einfach, bis der Kunde soweit ist und es weitergehen kann. Auch die nachfolgenden Kunden haben offensichtlich die Zeit. Es „hupt“ niemand. Und keiner verdreht genervt und deutlich sichtbar die Augen, wenn jemand sein Kleingeld zusammenkratzt, um den Betrag passend zu geben. Selbst wenn bargeldlos bezahlt wird, was meistens der Fall ist, kann das dauern. Nicht immer will die Karte direkt aus ihrem Fach im Portemonnaie kommen. Alle warten höflich, bis die einzelnen Schritte des Bezahlvorgangs nacheinander abgearbeitet sind und der Bereich hinter der Kasse wieder komplett frei ist. Erst dann kommt der nächste Kunde an die Reihe.
Ich finde das sehr angenehm. Und merke, wie ich auf Zeit trainiert bin. Es ist ja nicht so, als würde es hier gar nicht vorwärts gehen oder als würde man während des Wartens einschlafen. Absolut nicht. Eigentlich gibt es gar keine Verzögerung. Ich komme einfach nicht so unter Druck, schnell machen zu müssen. Oder ansonsten mit Unfreundlichkeit gestraft zu werden. Zumindest nicht an den Kassen mit lebenden Mitarbeitern. Bei den Self-checkout Kassen ist es etwas anderes. Aber die kann ich zum Glück ja noch meiden.