Impuls
Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.
Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.
Rainer Maria Rilke
Impuls
Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit,
das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.
Perikles
Impuls
Einmal wollte ein Mädchen sein Fahrrad anstreichen. Es hat grüne Farbe dazu genommen. Grün hat dem Mädchen gut gefallen. Aber der große Bruder hat gesagt: „So ein grasgrünes Fahrrad habe ich noch nie gesehen. Du musst es rot anstreichen, dann wird es schön.“ Rot hat auch dem Mädchen gut gefallen. Also hat es rote Farbe geholt und das Fahrrad rot gestrichen. Aber ein anderes Mädchen hat gesagt: „Rote Fahrräder haben doch alle! Warum streichst du es nicht blau an?“ Das Mädchen hat sich das überlegt und dann hat es sein Fahrrad blau gestrichen. Aber der Nachbarsjunge hat gesagt: „Blau? Das ist doch so dunkel. Gelb ist viel lustiger!“ Und das Mädchen hat auch gleich gelb viel lustiger gefunden und gelbe Farbe geholt. Aber eine Frau aus dem Haus hat gesagt: „Das ist ein scheußliches Gelb! Nimm himmelblaue Farbe, das finde ich schön.“ Und das Mädchen hat sein Fahrrad himmelblau gestrichen. Aber da ist der große Bruder wieder gekommen. Er hat gerufen: „Du wolltest es doch rot anstreichen! Himmelblau, das ist eine blöde Farbe. Rot musst du nehmen, Rot!“ Da hat das Mädchen gelacht und wieder den grünen Farbtopf geholt und das Fahrrad grün angestrichen, grasgrün. Und es war ihm ganz egal, was die anderen gesagt haben.
Ursula Wölfel „Achtundzwanzig Lachgeschichten“
Impuls
Im Wesentlichen kommt man zur Ruhe. Denn das Wesentliche erfüllt.
Je mehr wir vom Wesentlichen abweichen, desto unruhiger werden
wir, desto zerstreuter und desto verwirrter. Daher können wir an
unserem Erleben ablesen, inwieweit wir uns von ihm entfernt haben.
Wenn wir am Wesentlichen sind, spüren wir, dass es vorwärts geht,
dass etwas ans Ziel kommt, und zwar so, dass sich dort etwas
Wesentliches entwickelt.
Das Wesentliche ist vielen und vielem gemeinsam. Daher lassen wir
beim Wesentlichen das Einzelne, Enge, Begierige, Maßlose hinter uns,
sind eingebunden, verfügbar ausgreifend und zugewandt.
Das Wesentliche – anders als das Unwesentliche – dauert, und weil es
ruhig und gelassen sein kann, ist es am Anfang oft unscheinbar. Aber
es ist beharrend. Und es ist wohltuend und wird im Lauf der Zeit von
vielem mitgetragen.
Wann kommt man zum Wesentlichen? Vor allem durch das Innehalten.
Denn es zeigt sich nicht sofort, sondern erst zur rechten Zeit.
Manchmal, wenn wir vom Wesentlichen abgewichen sind, kann es
lange dauern, bis wir wieder zu ihm finden. Denn das Wesentliche verlangt
auch Abschied.
Bert Hellinger
Impuls
Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen.
Astrid Lindgren