Fremde Länder – fremde Sitten: Shopping

24. Jan 2024 | Alltagsgeschichten

 

The English just don´t like to be rushed, that´s all.

Lonely Planet `England´

 

Wenn ich in fremden Ländern unterwegs bin, bereitet es mir immer großes Vergnügen, in den örtlichen Supermärkten und Geschäften einkaufen zu gehen. Es gibt so viel zu entdecken und zu beobachten. Man findet hier, abgesehen von den überall auf der Welt erhältlichen Dingen, all die interessanten landestypischen Spezialitäten und Leckereien, die man zu Hause nicht oder nicht so leicht bekommt, und die zu Hause auch einfach nicht so (gut) schmecken.

Vor allem nehme ich Anteil am Alltag der Einheimischen und sehe, wie alles funktioniert. Das ging mir hier in England am Anfang nicht anders. Mittlerweile ist alles bekannt und auch zu meinem Alltag geworden. Und meine Begeisterung fürs Einkaufen hält sich wieder in Grenzen. Zum Glück haben wir einen Biokistenlieferanten gefunden, der uns jede Woche mit frischer und hauptsächlich regionaler Ware versorgt. Infos zu den Produkten, Neuigkeiten von der Farm und zur landwirtschaftlichen Entwicklung im Land gibt es gratis dazu.

Ab und zu müssen wir dennoch in den Supermarkt. Eine Sache ist mir hier direkt aufgefallen: die Leute bringen ihre eigenen Einkaufstaschen mit. Und zwar nicht so kleine Stoffbeutel oder Körbe. Sondern die größeren, rechteckigen mit den breiten Henkeln. Das tun sie landesweit und egal in welchem Supermarkt. Überall sind es diese großen Taschen. Man hat sie dabei, legt sie in Einkaufswagen, so dass man sie leicht zur Hand hat und startet seinen Einkauf.

Ist man an der Kasse angelangt und hat alles aufs Band gelegt, faltet man die Taschen auseinander und stellt sie nebeneinander in den Einkaufswagen. Dann wird die Ware direkt vom Band in die Taschen verstaut. Das kann schon mal ein paar Sekunden länger dauern, als wenn man alles einfach so in den Einkaufswagen schaufelt. Doch die Kassierer nehmen sich die Zeit. Sie warten einfach, bis der Kunde soweit ist und es weitergehen kann. Auch die nachfolgenden Kunden haben offensichtlich die Zeit. Es „hupt“ niemand. Und keiner verdreht genervt und deutlich sichtbar die Augen, wenn jemand sein Kleingeld zusammenkratzt, um den Betrag passend zu geben. Selbst wenn bargeldlos bezahlt wird, was meistens der Fall ist, kann das dauern. Nicht immer will die Karte direkt aus ihrem Fach im Portemonnaie kommen. Alle warten höflich, bis die einzelnen Schritte des Bezahlvorgangs nacheinander abgearbeitet sind und der Bereich hinter der Kasse wieder komplett frei ist. Erst dann kommt der nächste Kunde an die Reihe.

Ich finde das sehr angenehm. Und merke, wie ich auf Zeit trainiert bin. Es ist ja nicht so, als würde es hier gar nicht vorwärts gehen oder als würde man während des Wartens einschlafen. Absolut nicht. Eigentlich gibt es gar keine Verzögerung. Ich komme einfach nicht so unter Druck, schnell machen zu müssen. Oder ansonsten mit Unfreundlichkeit gestraft zu werden. Zumindest nicht an den Kassen mit lebenden Mitarbeitern. Bei den Self-checkout Kassen ist es etwas anderes. Aber die kann ich zum Glück ja noch meiden.